Poppy Ackroyd - Escapement - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.12.2012


Poppy Ackroyd - Escapement
Natalie Siehr

Die gebürtige Londonerin spielt nicht einfach nur Klavier und Geige. Sie zupft, schlägt, streicht und kratzt und erweitert auf diese Weise das Klangspektrum ihrer Instrumente. Was dabei entsteht,..




... ist ungewöhnlich, berührend und wunderschön.

Den Titel ihres Debut-Albums hat Poppy Ackroyd, die derzeit in Edinburgh lebt, treffend gewählt. "Escapement" bezeichnet einen Teil der Klaviermechanik, welcher den Hammer im Korpus des Klaviers zurückschnellen lässt, so dass die angeschlagene Seite vibrieren kann. Aber es meint auch Ausbruch und Flucht. Und Fluchtmöglichkeiten zu schaffen, gelingt Poppy Ackroyd auf virtuose Weise.

Die ausgebildete Musikerin und Komponistin studierte Klavier und Geige und hat sich auch eingehend mit dem Innenleben ihrer Instrumente auseinandergesetzt. Sie restaurierte in ihrer Wohnung einen alten, verwahrlosten Flügel. Zusammen mit einem Laptop, einem digitalen Aufnahmegerät und einem Mikrofon war das heimische Tonstudio perfekt.

Die so entstandenen Stücke sind melancholisch, aber dennoch voller Energie. Sie werden dezent und immer an der zum entstehenden Stimmungsbild passenden Stelle mit Field Recordings – "Vogelgesänge", aus dem Norden Schottlands, Regenschauer – umrahmt. Auch die Beats und verschiedenen, übereinandergelegten Klangstrukturen ergänzen sich so harmonisch, so dass die Tracks zwar verschachtelt sind, dabei aber dennoch äußerst zugänglich bleiben. So entsteht eine Mischung aus Klassik und Ambient, aus Minimalistik und Komplexität, aus Leichtfüßigkeit und Schwermut.

Bereits nach den ersten Takten von "Aliquot" fesselt "Escapement" die Aufmerksamkeit, da schmeicheln sich Klavier und Geige durchs Ohr ins Herz. Und schon ist die Hörerin gefangen von dem atmosphärisch dichten Sound, der einlädt zu einer inneren Reise und zur Alltagsflucht. Gerade die Abwesenheit von Gesang ist hier eine Stärke, da ein weiter Raum entsteht, den die Hörerin mit ihren ganz eigenen Bildern und Emotionen füllen kann. Spätestens bei "Seven" zeigt sich das besondere Talent der Künstlerin, bewegende Melodien zu erschaffen, die an Filmmusik denken lassen.

Im Herbst diesen Jahres tourte Poppy Ackroyd mit dem Electro-Klassik-Jazz-Quartett Hidden Orchestra. Darüber hinaus komponiert und performt sie Soundtracks für zeitgenössische Tanzstücke, Dokumentationen und Filme. Für 2013 plant sie eine zweite Europa-Tour, nachdem sie im November 2012 bereits einige Deutschland-Konzerte gespielt hat.

AVIVA-Tipp: Neue Klassik, ganz ohne Kitsch. Ein Erstlingswerk, welches bereits beim ersten Hören überzeugt und eine wunderschöne und sehr emotionale Stimmung zaubert. Eine gelungene und ansprechende Einladung zur Pause vom Alltagstreiben, die nur leider viel zu kurz ist!

Poppy Ackroyd
Escapement

Label: Devonali Records/Cargo
VÖ: 14.12.2012

Poppy Ackroyd im Netz:

www.poppyackroyd.com

www.youtube.com

devonali.com/poppyackroyd

www.facebook.com/poppy.ackroyd.1


Kunst + Kultur

Beitrag vom 16.12.2012

Natalie Siehr